Biblical Anthropology in Canonical Discourse:
New Hermeneutical Perspectives on the Biblical Understandings of the Human Being
Die Frage, was den Menschen ausmacht, ist keineswegs neu, aber hat sich im Rahmen verschiedener öffentlicher Debatten mit neuer Schärfe und Dringlichkeit gestellt. Die biblischen Menschenbilder sind weder thematisch stringent noch ergeben sie in ihrer Gesamtheit ein einheitliches Bild. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament gibt es vielstimmige Antworten auf die Frage, was das Menschsein ausmacht. Das Projekt untersucht Kontinuitäten und Diskontinuitäten im biblischen Diskurs über Anthropologie.
Ohne ein fundamentalistisches Schriftverständnis zu vertreten, verortet es die Grundlagen eines christlichen Menschenbildes in der biblischen Anthropologie. Die anthropologischen Aussagen der Bibel bilden einen normativen Rahmen, ein Koordinatensystem, in dem eine christliche Position zum Menschsein zu verorten ist. In Anlehnung an die von E. Zenger entwickelte christlich-jüdische Bibelhermeneutik der kanonischen Diskursivität wird ein kanonischer Dialog am Beispiel von anthropologischen Themen gesucht (Geschöpflichkeit, Geschlecht, Körper, Emotionen, Kult, Persönlichkeit, Tod usw.). Dieser Dialog hebt die Vielfalt, die Vielstimmigkeit und manchmal sogar den Gegensatz zwischen dem Alten und dem Neuen Testament nicht auf, sondern entwickelt eine komplementäre und diskursive Biblische Anthropologie, die auf der theologischen Einheit der Testamente beruht. Insbesondere die verschiedenen biblischen Stimmen werden als nützliche Beiträge und „rettende Übersetzungen“ zu der Frage verstanden, die keine Disziplin für sich allein lösen kann: Was ist der Mensch?

Hier setzt das internationale und interdisziplinäre Projekt - „Biblical Anthropology in Canonical Discourse: New Hermeneutical Perspectives on the Biblical Understandings of the Human Being“ ein. In Kooperation zwischen dem Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft der Kath. Theologischen Fakultät an der Universität Graz und dem Institut für Biblical Studies der Faculty of Theology and Religious Studies an der KU Leuven geht das Projekt dieser Frage nach.
Prof. Dr. Katharina Pyschny (Alttestamentliche Bibelwissenschaft, Uni Graz) – wird gemeinsam mit Prof. Dr. Veronika Burz-Tropper (New Testament Studies, KU Leuven) dieses Projekt leiten. Das Projekt startet im September 2025 mit einer Laufzeit von vier Jahren.
Diese Forschung wurde in Gänze oder teilweise vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) unter der Fördernummer
10.55776/PIN6384524 finanziert.
Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft
Heinrichstraße 78A
Erdgeschoss
8010 Graz